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85 Jahre AWO-Ortsverein Misburg
am 24.05.2008 – ein Rückblick
Text: Irmgard Spindler
Die Arbeiterwohlfahrt Misburg wurde
1923 gegründet. Sie war damals eine
Hilfsorganisation der SPD. Herr Adolf
Adam führte den Vorsitz im Ortsverein
der SPD. Die Ortsvereine wurden durch
den Kreisverband schriftlich gebeten, die
AWO ins Leben zu rufen. Frau Pietsch,
Frau Helmer, Frau Korell und Herr Bruno
Angelbeck waren bereit, dieses zu tun.
Es wurde ein selbständiger Verein
gegründet. Beiträge konnten nicht
erhoben werden. Für die vier
Bereitwilligen sah es traurig aus, aus
dem Nichts etwas zu gestalten. Sie
waren auf die Mithilfe der Partei angewiesen und auf Spenden der Bevölkerung, die nach
dem Ersten Weltkrieg sehr spärlich ausfielen. Man traf sich in den eigenen Wohnungen und
beratschlagte, wie geholfen werden konnte. Zunächst beschränkte man sich auf die
Betreuung kinderreicher Familien, deren Väter an den Fronten gefallen waren. Auch
Erwerbslose, die große Not hatten, wurden betreut. Aus alten Kleidungsstücken wurde
Kinderbekleidung angefertigt. Eine eigene Nähstube war nicht vorhanden. Die Näharbeiten
fanden in den eigenen Wohnungen statt.
1924 schloss sich die Hilfsorganisation zu einem Ortsverein zusammen. Den Vorsitz
übernahm Frau Helma Angelbeck. Mit dem Kassiererposten betraute man Frau Korell.
Von 1924 - 1926 standen Ferienwanderungen in die Eilenriede, zum Kirchröder Turm und
nach Steuerndieb an, da die Finanzlage keine größeren Maßnahmen erlaubte.
1926 konnten schon kleine finanzielle Hilfen an Bedürftige gegeben werden.
Auch Frau Korell selbst bekam im Herbst 1926 eine solche Hilfe, denn ihr Mann lag mit
einem Nierenabzess vier Monate im Henriettenstift. Ihr Einkommen mit zwei Kindern betrug
pro Woche 13,50 Reichs-Mark. Davon musste sie 28,00 Mark Miete im Monat zahlen. Die
Arbeiterwohlfahrt übernahm für ihren ¾-Jahr alten Sohn die Kosten für die tägliche Milch.
Auch für durchreisende Erwerbslose tat die AWO einiges. Die Gemeinde Misburg konnte
diesen armen Menschen nicht helfen. Deshalb übernahm die AWO die Kosten. Die
Gemeinde Misburg gab später das Geld in Form von Spenden an die AWO zurück.
Ab 1926 war es endlich soweit, dass größere Maßnahmen unternommen werden konnten.
Ganztagsfahrten mit voller Verpflegung nach Mellendorf zum Hermann-Löns-See und zum
Viktor-Adler-Heim nach Springe standen auf dem Plan. Eine richtige Nähstube im
Jugendheim wurde eingerichtet. Die Arbeit der AWO konnte nun immer weiter ausgebaut
werden.
1930 nahmen Frau Angelbeck und Frau Korell sogar an einem Lehrgang für
Nähstubenleiterinnen in Hannover teil. Der Geschäftsführer der AWO Hannover war damals
ein Herr Feldmann.
Am 01.04.1931 zog die AWO Misburg nach Langenhagen.
1933 musste die Arbeit der AWO eingestellt werden.
1948 wurde der AWO durch Genehmigungsbescheid bewilligt, die Arbeit wieder
aufzunehmen. Alwine Denecke und Emilie Beckmann fingen wieder an, im kriegszerstörten
Misburg Gutes zu tun. Später führten Friedrich Stich (15 Jahre), Erna Plaue (31 Jahre) und
seit mehr als 10 Jahren Marlis Stahlkopf die Arbeiten der AWO Misburg weiter. Die Frauen
nähten nach dem Motto „Aus alt mach neu!", denn die Zeiten waren schlecht. Man half
finanziell Schwachen. Gespendete Butter wurde verteilt. Hilfeleistungen gab es in jeden
Notfall.
Am 21.11.1970 öffnete die Altenbegegnungsstätte ihre Türen. Dieses Projekt war einmalig in
Niedersachsen. Vier Institutionen beteiligten sich: die AWO, das Deutsche Rote Kreuz, die
Katholische Kirche und die Evangelische Kirche. Nach einigen Jahren beteiligte sich auch
der Sozialverband an dieser guten Sache.
In der Altenbegegnungsstätte fertigten an den Klön-Nachmittagen fleißige Hände
Handarbeiten an.
Etwas später gab es jährlich eine Handarbeitsausstellung. Karneval, Erntedankfeste und
Tanz in den Mai wurden gefeiert. Interessante Vorträge, Tages- und Urlaubsfahrten
erweiterten das Programm. Auch Gedächtnistraining wird seit einigen Jahren angeboten.
Selbst Krankenbesuche sind im Sozialprogramm sehr gefragt.
So war es früher - und so ist es bis heute geblieben.
Als am 27.02.1974 die Gründung des Sozialzentrums Misburg e. V. beschlossen wurde, war
neben den ev.-luth. Kirchengemeinden Misburg, dem ev.-luth. Stadtkirchenverband
Hannover (Stadtverband für Innere Mission), der Stadt Misburg und dem Deutschen Roten
Kreuz, Kreisverband Hannover Land auch die Arbeiterwohlfahrt, Bezirksverband Hannover
(Kreisverband Hannover-Stadt) Gründungsmitglied.
Allen Beteiligten von den Anfängen bis zum heutigen Tage ein großes Lob, ein Dankeschön
und weiter so!
Irmgard Spindler, Hannover-Misburg, Kleinertstr. 32,
Tel.:0511-573906
(Autorin im Lyrik-Kreis der AWO-Hannover)
Vorsitzende:
Waltraud Wolf
Am Birkenwäldchen 30
30629 Hannover
Tel: 05 11 / 58 77 55